©G.Schiefer
Julia von Lucadou
Writer in Residence / Ateliergast Jänner / Deutschland/Schweiz
Julia von Lucadou wurde in Heidelberg geboren und ist promovierte Filmwissenschaftlerin. Diese Ausbildung findet ihren Niederschlag in ihren bildstarken, genau ausgeleuchteten Texten. Ihr erster Roman Die Hochhausspringerin (2018) stand auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis und wurde mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet.

Nach ihrem eindrucksvollen Debüt - "liest sich irre gut, schnell, spannend, die Figuren stehen einem vor Augen", so die Bewertung von Juli Zeh - legt die Autorin einen weiteren Band mit Sogwirkung vor: "Bevor sie sich auf die U-Bahngleise legt, kündigt Mette, 15, in TikTok-Videos ihr Vorhaben an. Niemand reagiert - gerettet wird sie trotzdem. Der Selbstmordversuch verwirrt ihr privilegiertes Umfeld: Bislang hat sie professionell die Leistung des hochbegabten Kindes abgeliefert - Mettes Strategie, um unter dem Radar einer Welt zu bleiben, deren Verlogenheit sie frustriert." (Verlagstext)


Ich spüre das Vibrieren der Schienen unter mir. Das Metall bebt im Rhythmus meines galoppierenden Herzens. Ich kann den Zug hören, wie er ranrollt, wie er durch den Tunnel kommt, eine kantige, hässliche Schlange in rot-weiß. "Was ist da in Ihnen vorgegangen, Almette?" Wow, der Boomer-Klassiker: Vorname plus Siezen für maximalen Herablassungseffekt. Die Therapeutin erinnert mich an meine Mutter.
(Aus: Tick Tack, Hanser 2022)
Lesung

Julia von Lucadou liest im Rahmen ihres Aufenthalts in einer niederösterreichischen Schule.